Erstes Treffen der Saison 2024

Infoveranstaltung im Rathaus, für die Gärtner*innen der Saisongärten „Auf der Hardt“ und „Kleinlinden“ (08.März 2024)

Am 08. März 2024 fand im Rathaus die Info- und Eröffnungsveranstaltung für die Saison 2024 statt. Mittlerweile geht es in Gießen in die vierte Saison auf der Hardt und in die zweite Saison in Kleinlinden. Die Saisongärten in Lützelinden werden ab 2024 von Familie Sames in Eigenregie bewirtschaftet. Die Info- und Eröffnungsveranstaltung diente dazu, den neuen Gärtner*innen die Organisation der Saisongärten zu erklären, und insgesamt allen Gärtner*innen die Pflanzpläne für 2024 vorzustellen, Fragen zu beantworten und das Saatgut für die kommenden Saison zu verteilen. So können zusätzliche Gemüsepflanzen im Vorfeld der geplanten Bepflanzung und Übergabe der Parzellen am 11/12. Mai schon zuhause vorgezogen werden. In diesem Jahr wird die Biodiversität im Hinblick auf die Sortenvielfalt im Gemüseanbau besonders beachtet. Dazu waren die Hardtgärten mit ihrem Gartenprogramm, der Verein zum Erhalt der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) und opensourceseeds mit Beiträgen und Saatgutangebot dabei.

Der Pausenraum im Rathaus war mit etwa 40 Gärtner*innen gut gefüllt. Evelina Stober vom Klimaschutzmanagement der Stadt begrüßte alle Teilnehmenden. Birgit Kundermann stellte den Ernährungsrat (www.ernaehrungsrat-giessen.de) und das geplante Programm für 2024 vor. Sie dankte der Stadt Gießen für die Unterstützung und den Organisationsteams für alle Arbeiten, ohne die das Funktionieren der Gärten nicht möglich wäre. Rebecca Heckwolf (Management Saisongärten) dankte den Gärtner*innen für die gute Präsenz am Freitagabend und der Gesellschaft für Integration, Jugend und Bildung (IJB) für die zahlreichen technischen Arbeiten zum Aufbau und der Begleitung der Gärten. Sie stellte die Saisongärten und die Planung für 2024 vor. Die 95 geplanten Gartenparzellen (60 auf der Hardt und 35 in Kleinlinden) werden in diesem Jahr wieder mit Kartoffeln, Rote Beete, Buschbohnen, Kohlrabi, Lauch, Lauchzwiebeln, Pflücksalat und Chinakohl, sowie Weißkohl, Rotkohl und Wirsing bepflanzt. Am Sonntag 12. Mai können die Parzellen von den Gärtner*innen übernommen und die verbliebenen Freiflächen nach eigenen Wünschen weiter bestellt werden. Hierfür wurde Saatgut für Zucchini, Kürbis, Mangold und Erbsen zum Vorziehen bzw. zur Aussaat verteilt. Dieses Jahr sind auch essbare Blüten dabei. Nach der Übergabe der Gärten gilt es die Jungpflanzen zu gießen, Beikraut zu regulieren. Ab Anfang Juli steht die erste Ernte an. Die Fragen der Gärtner*innen richteten sich vorwiegend auf die bereitgestellten organischen Düngemittel.

Bodo Jäkel (IJB) stellte die Kinder- und Jugendfarm Hardtgärten vor (https://www.hardtgaerten.de/), in deren direkter Nachbarschaft die Saisongärten auf der Hardt liegen. Hier gibt es ein interessantes Angebot für Kinder und Jugendliche, sich mit Gemüsegärten, Schafen, Hühnern und Gänsen vertraut zu machen. Die viele Spielmöglichkeiten werden von Kindertagesstätten und Familien als auch für Ferienfreizeiten genutzt. Im grünen Klassenzimmer finden zahlreiche Bildungsveranstaltungen für Kinder und Erwachsene statt. In diesem Jahr gibt es auch einen „Taschengarten“ zu beobachten, in dem auf einer Fläche von 32m2 über das Jahr hinweg Gemüse für eine Familie produziert wird. 

Eveline Renell vom VEN (https://www.nutzpflanzenvielfalt.de/) stellte den Verein und das Anliegen vor, Saatgut von Sorten zu bewahren, die in vorangegangenen Generationen von Gärtner*innen vermehrt und gezüchtet wurden und Teil unseres Kulturguts geworden sind. Samenfeste Sorten können eigenständig weiter vermehrt werden und sind dann dem Standort entsprechend angepasst. Für 2024 wurde die Rote Beete als Kultur des Jahres ausgewählt. Ehrenamtliche Mitglieder vermehren die Sorten in ihren Gärten und geben ihr Wissen dazu und das Saatgut gerne weiter. In den Hardtgärten hat der VEN auch eine Parzelle, auf der wieder zahlreiche Tomaten- und Rote Beete – Sorten gezogen werden. Gegen Spende konnten die Gärtner*innen Saatgut am Stand erwerben.

Lorenz Bachmann stellte den Verein AGRECOL zur Förderung der biologischen Landwirtschaft in Deutschland und im globalen Süden vor. Ein Projekt von Agrecol besteht im rechtlichen Schutz von Saatgut als Gemeingut über die „open source – Lizenz“. Damit können Bäuerinnen und Bauern in der dritten Welt ihre traditionellen lokalen Sorten unter Schutz stellen und verhindern, dass internationale Firmen diese Sorten unter eigenem Namen patentieren und dann sehr teuer am Markt verkaufen. In Deutschland bietet das Projekt open source seeds auch eine entsprechende Möglichkeit für europäische Sorten (https://opensourceseeds.org/). Alle Sorten sind “samenfest”, sie können also beliebig oft nachgebaut werden, ohne immer wieder Saatgut neu kaufen zu müssen. Frei zugängliches Saatgut ermöglicht eine dezentrale und diversifizierte Züchtungsarbeit für den Erhalt der Biodiversität und damit für nachhaltige Ernährungssicherheit. In Deutschland hat sich eine Reihe von Züchtern angeschlossen, bei denen am Abend eine Saatgut-Sammelbestellung für Tomaten und Paprikasorten aufgenommen wurde.

Nach den Vorstellungen gab es die Möglichkeit sich über die Initiativen an Info-Tischen zu weiter zu informieren und ins Gespräch zu kommen. Bei Getränken und Snacks trafen sich alte Gärtner*innen aus den vorangegangenen Jahren wieder. Neue Gärtner*innen konnten erste Kontakte knüpfen. In diesem Jahr wird es auch wieder Workshops zur Fermentation von Gemüse und für die Zubereitung von Dips geben. Weiterhin ist im Juni eine Erkundung über die Biodiversität auf den Magerrasen auf der Hardt geplant. Und auch ein gemeinsames Event zur Verkostung der neuen Tomatensorten im August. Der gemeinsame Abend ging um 20.00 offen und mit neuen Ideen zu Ende.

Wer nicht dabei sein konnte, kann das vorbereitete Saatgut-Tütchen zum Vorziehen am im Rathaus abholen. Wer noch Interesse an einem Saisongarten hat oder sich weiterhin informieren möchte, kann sich auch gerne melden. Es sind derzeit noch 8 Parzellen auf der Hardt zu haben, deren Übergabe am 12. Mai geplant ist (Kontakt über: https://ernaehrungsrat-giessen.de/thema/projekte/projekte-regional/saisongaerten/)